Mittwoch, 10. Juni 2015

Die ersten Wochen mit dem Ileostoma

Ich muss gestehen, ich war am Anfang mit dem Stoma total überfordert. Es sah aus, als hätte man unserem Sohn eine kleine rote Weintraube auf den Bauch genäht. Es sah nicht schlimm aus, auf keinen Fall. Aber es war gewöhnungsbedürftig. Ich saß die ersten Tage noch viel im Rollstuhl, ich konnte zwar schon wieder ein bisschen laufen, aber mein Kreislauf hat einfach immer wieder schlapp gemacht. Über ein halbes Jahr lief ich mit einer Erkältung rum und dann noch der Milcheinschuss...Das war einfach ein bisschen viel.

Unser Sohn wurde dann nach genau 24 Stunden aus dem Intensiv-Beobachtungszimmer in ein anderes Intensivzimmer gelegt. Er hatte noch immer ein wenig Stuhl-Rücklauf aus der Magensonde, aber ansonsten ging es ihm gut. Der Stoma förderte unablässig und die Narbe von dem Bauchwandverschluss sah gut aus. Unsere Chirurgin bastelte ihm sogar einen kleinen Bauchnabel, denn der geht eigentlich fast immer verloren. Irgendwie war ich als Mutter mit diesem ganzen Input an Informationen total überfordert.


Als mein Sohn noch in meinem Bauch war, hatte man auf den Ultraschallbildern natürlich gesehen, wie das ungefähr aussieht. Aber seien wir doch mal ehrlich, das ist absolut realitätsfern. Man sieht dort irgendwelche schwarz-weißen Umrisse, doch wirklich bildlich vorstellen kann man sich das nicht. Da helfen auch keine Google-Bilder. Auch auf unseren 3D-Bildern sieht das ganze, sagen wir mal, gewöhnungsbedürftig aus.


Nun lag dieses kleine Wesen an den vielen Kabeln und schaute mich aus großen, dunklen Augen an und eroberte unsere Herzen. Doch die Situation machte mir einfach Angst. Würden wir mit einem Stoma klar kommen? Würden wir das irgendwann als unseren Alltag ansehen? Wird unsere Beziehung als Partner diese Hürde ohne Blessuren überstehen?


Der Nahrungsaufbau begann genau 36 Stunden nach der Geburt, ab dem Zeitpunkt an dem ich meinen Milcheinschuss hatte. Sie hatten ihm vorher schon versucht PRE-Nahrung zu geben , doch das endete in Koliken. Wir wussten damals noch nichts von der Vermutung der Laktoseintoleranz.


Er vertrug die Muttermilch gut, nahm aber keinen Gramm zu. Es ist nach der Geburt normal das die Kinder ein kleinen Teil des Geburtsgewicht verlieren, es ist aber wichtig, das sie dann auch wieder rasch zu nehmen. Am 8ten Tag nach der Geburt, den 23.12 wurden wir entlassen mit einem Gewicht von 2070g. Sie können sich gar nicht vorstellen wie schön es war, entgegen aller Erwartungen mit dem Kleinen Weihnachten feiern zu können. Ich schmückte den Weihnachtsbaum, ohne zu wissen, das wir kurze Zeit später wieder in der Notaufnahme sitzen würden. Am 26.12 fiel mir auf, das unser Sohn anfing zu brechen, immer und immer wieder, aber keinen normalen Reflux. Der Inhalt des Stoma-Beutels war entfärbt und das besorgte uns sehr.



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