Montag, 15. Juni 2015

Ein halbes Jahr

Der Kleine ist heute auf den Tag genau ein halbes Jahr alt. Es war ein Montag, der 15.12, morgens um 08:00 Uhr als ich in den OP gelaufen bin. Und um 08:48Uhr war er dann auf der Welt. Ich möchte gar nicht genau auf den Kaiserschnitt eingehen, jeder hat sein eigenes Empfinden von gut und schlecht. Lieber möchte ich heute mal das Thema "Selbsthilfegruppen" beleuchten.

In der Schwangerschaft fand ich genau eine deutsche Facebookgruppe, die sich mit dem Thema Gastroschisis befasst. Dort findet man Eltern von betroffenen Kindern sowie betroffene Jugendliche / Erwachsene. Es war schön zu sehen, wie es den anderen Gastroschisis-Kindern so geht. Man erfährt etwas über den ungefähren Verlauf, man kann sich mal ausheulen oder auch Ernährungstipps bekommen, gerade was die Beikost mit Gastroschisis betrifft. Mir hat das unheimlich geholfen, als wir von der Diagnose erfuhren war auf einmal alles trostlos und ich habe einige Wochen sogar verleugnet das ich schwanger war. Einfach aus Selbstschutz. Ich hab mich gefühlt wie eine Festplatte, die bis auf den letzten Byte verbraucht war. Mein Kopf war voll und ich war eigentlich nur am heulen. Diese Gruppe hat mir Kraft gegeben und einen Arschtritt wenn ich mich zu sehr im Selbstmitleid suhlte. Aber seien wir mal ganz ehrlich...Wenn man durch Zufall von dieser Diagnose erfährt, kein Arzt einen richtig aufklärt und man wie ein Experiment behandelt wird, niemand einem mal richtig zuhört...Dann darf man auch mal sich selbst bemitleiden. Wichtig ist, das man von selbst wieder den Arsch hochkriegt.

Da gab es aber noch eine andere Gruppe, die mir wirklich extrem viel bedeutet. 

Als unser Sohn dann geboren war und seinen Ileostoma bekam, fühlten wir uns mal wieder vom Schicksal verraten. Ich bin mir nicht mehr genau sicher, wie ich diese Gruppe gefunden habe, ich glaube jemand hatte mir diesen Tipp gegeben.

Ich wurde direkt angenommen und habe von meinem Sohn erzählt. Doch soviel Anteilnahme von diesen, für mich, fremden Menschen war überwältigend.

Ohne diese Gruppe hätte ich soviele Sachen niemals gewusst, ich wäre mit dem Stoma einfach nicht klar genommen. Doch die Menschen die dort in dieser Gruppe sind, sind voller Humor, Ruhe und Wissen, das springt einfach über. Man wurde dort wegen doofen Fragen nicht ausgelacht, im Gegenteil. Es tat so unglaublich gut, Leute zu "treffen" mit eben diesem Tabuthema. Und das ist leider einfach so. Stomas sind in unserer Gesellschaft ein Tabuthema. Genauso die Krankheiten die einen Stoma manchmal nötig machen. 
Ich würde am liebsten stundenlang Loblieder auf diese Gruppen singen, aber das würde hier jetzt den Rahmen sprengen. 

Wenn Sie betroffen sind, z.b als Elternteil mit einer Gastroschisis oder als Elternteil mit einem Stoma-Kind...Suchen Sie sich entsprechende Gruppen und quatschen Sie sich mal richtig aus. Es ist wie ein ganzer Steinbruch der einem da auf einmal von den Schultern abfällt... Versprochen !

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